... aus dem Geiste der Operette. Materialien zum 10. Internationalen Filmhistorischen Kongreß, Hamburg, 20. - 23. November 1997.
Zusammenfassungen der Vorträge

Tanzorchester

Marko Paysan (Hamburg)


Viele deutsche Filme der 20er bis 40er Jahre, die in der Gegenwart angesiedelt sind, beinhalten auf Musik/Tanz bezogene Handlungsabläufe mit als Topoi immer wiederkehrenden typisch großstädtischen Orten wie Bars, Tanzlokalen, Tanzcafés, Tanzpaläste mit Show, Großvarietés, Revuetheatern und Operettenbühnen. Häufig vorgebrachte Kritik an diesen Genre-Filmen argumentieren mit Konzepten des Eskapismus und Schlagworten wie »Zerstreuung als Ablenkung (von der wahren Welt)« oder »schöner (aber trügerischer) Schein«. Gleichzeitig liegt die Rekonstruktion der großstädtischen Unterhaltungskultur hierzulande weitgehend brach.

Der Beitrag versucht, einen grundsätzlichen Wandel in der ästhetischen Beurteilung, Betrachtung und Kategorisierung der »modernen« Tonfilmoperetten vorzubereiten.

Zum einen, indem er sich Musikfilmen als historischem Dokument nähert: Die Musikszenen und ihre Gestaltung eröffnen dem Zuschauer einen erstaunlichen Subtext der jeweils aktuellen Unterhaltungsformen (Tanzorchester, Moden, Kapellmeister-Habitus, Unterhaltungsgaststätten); und zwar geschieht dies in jenem Maße, wie die allmähliche Erforschung der Alltagsgeschichte in den letzten Jahre vorangeht - denn: »Man sieht, was man weiß«. Zum anderen wird der Bedeutungswandel der Begriffe »Schlager« und »Tanzmusik«, sowie die gesellschaftliche Funktionalität von Modetänzen, Tanzmusik und Schlagermusik von 1920-55 als wesentlich für unser heutiges Verständnis nachgezeichnet.


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