Berliner Film-Ateliers. Ein kleines Lexikon

WOLTERSDORF

bei Erkner, Rüdersdorfer Chaussee

Gegründet: 1919
Außengelände


Als der Produzent und Regisseur Joe May sich nach Ende des 1. Weltkriegs der Produktion von exotischen Großfilmen annimmt, erwirbt er bei Erkner ein Außengelände, auf dem er von seinem Architekten Martin Jacoby-Boy massive Außenbauten errichten läßt, zunächst 1919 für den 8-Teiler DIE HERRIN DER WELT, dann 1921 eine Erweiterung für den 2-Teiler DAS INDISCHE GRABMAL nach einem Drehbuch von Thea von Harbou und Fritz Lang.

»Auf dem Mayfilmgelände der Filmstadt Woltersdorf sind zu den bisherigen Bauten neue hinzugekommen, die die alten, die bereits zu verwittern drohen, nicht nur durch Neuheit und Frische überstrahlen, sondern auch in ihrer Aufmachung noch um Vieles großartiger sind. Der Platz einer indischen Stadt von Jacoby-Boy für DAS INDISCHE GRABMAL entworfen. Man empfand sich tatsächlich minutenlang am Ufer des Ganges. Ein Doppelturm, der schätzungsweise 20 m hoch ist und zwischen seinen unteren Absätzen ein Verbindungstor enthält, einen Palasteingang. Im Winkel anschließend ein Marstall, auf der anderen Seite das sogenannte Tor der Jäger. Weiterhin eine Freiteppe, die vom eleganten Bogen teilweise überdacht ist, terrassenförmig zum See hinunterführend; die vierte Seite des Platzes mündet in eine Bazargasse aus. Entfernter: Ein Tigerzwinger, ein Turm der Gefangenen und als Krönung einer etwa sechzigstufigen Freitreppe noch im Bau begriffen die Palastfront.« (Der Film, Nr. 21, 22.5.1921).

Im Juli 1929 wird das Gelände parzelliert. »Restaurants, Wochenendhäuschen und Badeanstalten werden auf den Stellen errichtet werden, wo der ahnungslose Ausflügler früher indische Tempel und Tore und afrikanische Landschaften bewundern konnte.« (Film-Atelier, Nr. 7, 1. Juli-Nummer, 1929).

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