Berliner Film-Ateliers. Ein kleines Lexikon

FERN ANDRA-ATELIER

Chausseestraße 42, Aufgang I

Gegründet: 1916
Glasatelier. 350 qm, 5,5 Bauhöhe.


Die 1895 in Amerika geborene Regisseurin, Sensations- und Selbst-Darstellerin Fern Andra eröffnet im Juli 1916 in der Chausseestraße 42 ein Dach-Atelier, das sie mit ihrem Film ERNST IST DAS LEBEN... einweiht.

1920 wird das Atelier ohne Beteiligung der Schauspielerin von der Firma Fern Andra-Atelier Georg Bluen & Co. weitergeführt.

Um prospektiven Kunden die Vorteile auch eines relativ kleinen Ateliers nahezubringen, macht die Firma in einer Anzeige folgende Rechnung auf:

»Ein großer Teil unserer Fabrikanten bzw. Regisseure disponiert nun derart, daß er, da in dem betr. Filme eine Reihe größerer Atelierbauten z.B. von 8 m Höhe oder dergl. ausgeführt werden müssen, ein Atelier von entsprechenden Dimensionen auswählt und nun alle Atelieraufnahmen für den Film der Einfachheit halber in dem betreffenden Atelier vornehmen läßt. Ein derartiges Atelier kostet, ganz abgesehen von den hohen Spesen für Strom, Personal usw., z.B. M. 3000.-- pro Tag. Die 10 Filmtage verursachen also eine Ateliermiete von M. 30 000.-- ohne die Nebenausgaben. Praktisch liegt nun der Fall fast immer derart, daß zu den hohen Bauten nur etwa 2-3 Tage der Atelieraufnahmezeit gebraucht werden. Die übrigen im Atelier aufzunehmenden Teile des Films spielen sich in mittelhohen oder niedrigen Baulichkeiten ab. Wird nun für diesen Teil des Films ein entsprechendes mittleres oder kleines Atelier zugezogen, dessen Mietspreis sich z.B. auf M. 1000.-- bis M. 1500.-- pro Tag mit oder ohne alle Nebenspesen beläuft, was sich technisch natürlich sehr leicht durchführen läßt, so tritt eine ganz wesentliche Ersparnis ein.

Eines der insbesondere für derartige Atelierkombinationen besonders geeigneten Filmateliers ist das Fern-Andra-Film-Atelier. (...) Es ist, da mitten in der Stadt gelegen, stets bequem erreichbar. Eine Star-Garderobe mit elektrischen Anschlüssen, ferner 5 andere Garderoben, sowie auch solche für die Komparserie, Tischler- und Maler-Werkstatt, Kantine, Requisiteräume, auch gesondert für die Mieter, und Möbelhalle sind vorhanden. Ein Regiezimmer mit eigenem Telephon für den Mieter bietet Gelegenheit für ungestörte Dispositionen.« (Victor Neuenberg (Hg.): Film-Magazin. Berlin: Kühn 1920, S. 440-441)

Das Fern Andra-Atelier wird bis in die Mitte der 20er Jahre benutzt.

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